Ziwschen 1997 und 1999 war Evosonic weltweit der erste Radiosender, der 24 Stunden lang nonstop elektronische Musik spielte. Trotz regen Zuspruchs in der Szene musste dann der Sendebetrieb eingestellt werden.
Nun startet Initiator und Ideengeber Chris Maico Schmidt erneut durch. Seit 2017 ist Evosonic Radio wieder On Air.
Interview von stimme.de mit Chris Maico Schmidt:
Chris: Zunächst ist es nur ein Test, zum Vorführen gedacht, sozusagen Als Online-Bewerbung. Auf evosonic.de/live läuft der Evo-Livestream. Vorerst für ein Jahr werden wir 24 Stunden, sieben Tage die Woche live senden und dann mal sehen, was daraus wird. Hier probieren wir aus, wie sich Radio in der Zukunft realisieren lässt, technisch und finanziell.
Zustande kam es durch den Kontakt zur Firma Ambnet von Philipp Giebel. Seinerzeit war Philipp Giebel Hörer und Fan von Evosonic, schrieb mir aufgrund eines Newsletters, den ich Anfang 2016 verschickte, und bot seine Hilfe an. Damals ging es in erster Linie um das Bereitstellen unseres Evoarchivs. Nebenbei erwähnte er, dass er auch schon Radio gemacht hat – und so entstand seine Show “Eclectix”, die schnell unter seinem Pseudonym “stimpy” zu einem festen Bestandteil unseres gerade gegründeten Evosonic Podcast wurde. Anlässlich unseres 20-jährigen Bestehens am 1. Mai 2017 sendeten wir zwei Tage nonstop, von verschiedenen Standpunkten mit wechselnden Discjockeys über das Internet.
Was erwartet den Hörer, gibt es ein klar strukturiertes Programm?
Chris: Das Programm besteht bisher zu einem grossen Teil aus automatisierter Rotation, unregelmässig unterbrochen durch Livesendungen der Evosonic DJs und regelmässigen Wiederholungen von alten Sendungen aus unserem Evoarchiv. Eine Rotation mit bis zu 4000 Titeln aus vielen elektronischen Genres, die immer wieder aktuell erweitert wird sorgt für Abwechslung. Das Ziel sind natürlich wieder 24 Stunden moderiertes Liveprogramm, dann natürlich auch im neuen digitalen Radio, das sich immer mehr ausbreitet, weil es das analoge komplett ersetzen soll.
Das Team
Chris: Wir sind drei Mitarbeiter, Cordula, Philipp und ich, sowie alle, die eine Radioshow beziehungsweise einen Podcast beisteuern. Cordula Schmiedel, ein Edel-Fan, kümmert sich komplett um das Evoarchiv. Natürlich ehrenamtlich. Philipp kümmert sich hauptsächlich um den Livestream und unterstützt mich aktuell bei der Auswahl von neuen Shows für den Livestream und die damit verbundene Kommunikation mit den Machern. Im Bereich der Grafik und beim Internetauftritt im Allgemeinen hilft er ebenso. Den Rest mache ich.
Wie finanziert sich Evosonic Radio?
Chris: Eine Finanzierung gibt es noch nicht. Aber wir bekommen Spenden von Fans, Provisionen aus Verkäufen unseres Evosonic Shops. Dort findet man Merchandising jeder Art. Den Server vom Evoarchiv können wir dank dem günstigen Angebot der Firma Ambnet stemmen. Die monatlichen Kosten für den Stream, zum Beispiel Gema, GVL und Server, hat Philipp für ein Jahr übernommen. Alles Übrige übernehme ich. So soll und wird das nicht bleiben. Hinter all den Aktivitäten der letzten fünf Jahre stand und steht das Wissen über die Tatsache, dass wir das Projekt Evosonic Radio nicht aufgegeben haben. Nach langer Vorbereitung wurde im Juni 2017 die Evosonic Radio Vision GmbH & Co. KG mit Sitz in Berlin gegründet. Mit dem Ziel, Evosonic wieder neu zu positionieren, aber professionell und mit dem finanziellen Background, der bei so einem Unternehmen nötig ist.
Evosonic Records (gegründet 2016)
Chris: Die Evo 001 war meine erste Solo-LP, das Debüt-Album “Two Point Zero”, an dem ich zwei Jahre gearbeitet habe. Ich weiss, es ist eigentlich erstaunlich, von Debüt zu sprechen, denn unter Projektnamen wie Cybordelics und Mikerobenics habe ich schon weit über 30 Singles, Alben oder EPs veröffentlicht. Aber immer mit Partner. Weitere Releases waren Remixe von dieser LP. Anfang dieses Jahres gab es ein erneutes Rework meines Harthouse-Klassikers von 1993, “Cybordelics – Adventures of Dama“. Inklusive eines Videos mit vielen Zugriffen auf Youtube. Das brachte Evosonic Records den ersten Eintrag in den iTunes Dance Charts. Mittlerweile sind wir bei Release Nummer 10 angekommen. Heute wie damals will ich dafür sorgen, dass das Label, genauso wie der Sender früher, eine hohe musikalische Qualität verbreitet.
Warum hast du dein Pseudonym Mike S. abgelegt?
Chris: Zum einen ist Chris Maico Schmidt mein bürgerlicher Name. Zum anderen hat mir das Pseudonym Mike S. noch nie gefallen. Es ging damals aber alles so schnell, die Booking-Anfragen waren zahlreich, ein DJ-Name musste her. Da es mir immer nur um die Musik ging, war mir egal, unter welchem Namen ich sie auflegen durfte. Keiner hatte damals geahnt, wie weit das gehen würde und wie wichtig ein Künstlername letztlich sein wird.
Quelle: stimme.de